Table of Contents Table of Contents
Previous Page  45 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 45 / 52 Next Page
Page Background

Dr. Frank Piontek

lebt seit 1988 in Bayreuth. Er ist dort als

freier Autor, Vortragsredner und Journalist ein wichtiger

Kulturvermittler. Zusammen mit Dr. Karla Fohrbeck konzipierte

er den 200 Kilometer langen, 150 Stationen umfassenden

Literaturweg »Jean-Paul-Weg Oberfranken« zwischen Hof und

Sanspareil.

Zum Weiterlesen:

Nachhaltiges Ergebnis dieses großangelegten Treffens ist u. a.

die – ausleihbare – Kompaktausstellung zur

Gruppe 47

www.gruppe47.de/programm/ausstellung/

. Eine ausführliche

Dokumentation des Treffens im Oktober 201

7 in Waischenfeld

ist die Homepage

www.gruppe47.de

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

DICHTER

RECHTS

DEM

OPA

SIND SIE ZU WILD

Gruppe

47

FÜRALTE FRANKEN

STELLTESICHDIE FRAGE:

WASWOLLENDIESEDICHTERHIER?

„Wiewir erfahren, feiert dieGruppe47 ihr20jährigesBestehenAnfangOktober

in derPulvermühle in der Fränk.Schweiz.Bekanntlich ist dieGruppe 47 eine lose

Vereinigung linkslastiger Literaten. Zu ihr gehörenH.W.Richter (als Initiator),

M. Enzensberger,H.Böll,M.Walser,R. Lettau,G.Grass,R.Hochhuth u.a.

DieseLeute fallenaufdurch ihreSchreib-Erzeugnisse, inwelchen fastallesÜberlieferte

für verachtenswert angesehenwird, und durch ihre politischenAufrufe und Freund-

schaften.Der eine verschenkt dasGeld seinesNürnbergerKulturpreises an angeblich

verfolgteKommunisten,einandererwiegeltdieBerlinerStudentengegendiePolizeiauf.

MAN FRAGTSICH,WASWOLLENDIESE LEUTEBEIUNS IN FRANKEN?

Daß einGastronom sie beherbergt, sei ihm unbenommen.Geld stinkt nicht.

Aberwirwollen beobachten,wie unsere regierende politischeProminenz sich verhält.

‚Arm inArmmit den Vertretern derNegation?‘Wer zuviel toleriert,macht sich

unglaubwürdig!“

HelmuthHinkeldey aus Ermreuth,Kulturbund Franken, in: Frankenruf 2/67, zitiert in:

NordbayerischeNachrichten für Forchheim und Ebermannstadt vom 6.10.1967

HansWernerRichter las dieseSchrift, die ihm derWirtKasparBezold überreicht hatte

– und schwieg.SolcheStimmen kamen ihm bekannt vor.DieAnimositäten, dieGrass,

Eich, Lenz,Härtling und den anderen Intellektuellen entgegenschlugen, blieben ihm

nicht verborgen.

„BindDeinBesteck an,wenn die rotenDichter und Edelkommunisten

kommen“,hattenWaischenfelderdem ,Pulvermüller‘KasparBezoldgeraten.

AuchPfarrer Johannes Völkerwarnte auf derKanzel vor diesen Leuten,

„von denenman in der FränkischenSchweiz aberwenigwusste“,

erinnert sichAntonSterzl in seinemBuch ,Die Franken‘“.

GertRückel in: Von einemParadies zum andern . . .

EINLADUNGSKARTEZUMTREFFENDERGRUPPE47

1967 INDIEPULVERMÜHLE

LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg

WILLKOMMEN IN FRANKEN!

DENNWIRTKASPARBEZOLD FREUTSICHAUFDIEGÄSTE

HISTORIEDERPULVERMÜHLE

ESHATSCHONMALGEKNALLT–1806!

Die ersteNachricht stammt aus dem Jahre

1307

, als „dieMül unterm

Sluzzelberge“ vonKonrad vonSchlüsselberg an die FamilieGroß verkauft

wurde.

1398

war dieMühle schonwieder verfallen; erst

1437

verliehMark-

graf Friedrich vonBrandenburg anHermann undHeinzHungerberger aus

Waischenfeld „ein FleckIein bei derSchlüsselmühle, darauf sie einSchleifmühl

bauen sollen“.Aus dem Jahr

1806

stammt dieSage,wonach der damalige

Besitzer eine „Pulvermühle“, die getrennt vomWohnhaus 100Meterweiter

nördlich stand, in die Luft sprengte, um den herannahenden Franzosen kein

Schießpulver ausliefern zumüssen.DasAnwesen ver el.

Besitzerwechsel im 19. Jahrhundert

1826

verkaufte dieGemeindeWaischenfeld demKolomanKeller zwecks Errichtung einer neuenPulver-

mühle dasGelände amHang unterhalb der einstigenSchlüsselburg so,wiewir es auch heute kennen.

1833

bauteKeller, dermittlerweile über dieKonzession zumBetrieb einerPulvermühle verfügte undmit

Antonia Fuchs ausWaischenfeld verheiratetwar, dasWohnhaus.Aber dieMühle erwies sich als nicht

rentabel,Keller hatte sich hoch verschuldet und es kam zur Versteigerung.DerWaischenfelderAdam

Wehrl übernahm

1842

dasAnwesen.

1860

wurde dasWohnhaus erneuert, es gehörte nun schon

JohannNeuner ausRabeneck undwird

1875

an JohannSchatz verkauft.DessenSohn Lorenz erwarb

1922

dasRecht, ganzjährig eineSchankwirtschaft zu betreiben.

DerName „Pulvermühle“blieb

Durch Einheirat kam dasAnwesen in denBesitz von JohannBezold ausGösseldorf. Er baute dasHaupt-

haus um und errichtete

1950

dasGästehaus.

1963

übernahmKasparBezold, derSohn, dasAnwesen,

das ermitHilfe seiner Frau Erika zu einem der bekanntesten gastronomischenBetriebe in der Fränki-

schenSchweiz ausbaute.SchachweltmeisterwieBobby Fischerwaren zuGast und

1967

traf sich dort

die berühmteGruppe 47 zu ihrem 29. und of ziell letzten Treffen.

1972

el das

Gästehaus, in dem sie damals tagte, einemBrand zumOpfer. Im selben Jahr

brannte es auch imHaupthaus, so dass derPulvermüller dieses abriss und neu

erbaute,wofür er

1977

den bayerischen Innovationspreis bekam. Im Jahr

2000

starbKasparBezold.Seine Frau Erika undSohnChristian als bekannterMeister-

koch führten das Traditionshaus fort, das jedoch Ende

2011

geschlossen und

erst

2014

unter seinem neuenBesitzer,Michael Fink,wiedereröffnetwurde.

. . .SOSAHDIEMÜHLE FRÜHERAUS

Dasnostalgische Fassadenbild vonArminBraunanderPulvermühle1981 ist inzwischen verblichen.

Reinhard Löwisch

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Patric

k Ziegler& Literatu

rarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

RECHTS

PLATZT DIE GRUPPE 47 ?

Gruppe

47

Foto links:

PAUSEBEIDERTAGUNG INDERPULVERMÜHLE.

(©ToniRichter)

V.l.n.r.:RolfHaufs, F.C.Delius,Hille&ReinhardBaumgart,GünterGrass,WalterHöllerer,RolandH.Wiegenstein,HaraldHartung,

Franz Josef&MinkaSchneider,HorstMönnich,BurkhardNadolny,BarbaraKönig (mit demRücken zumBetrachter)

AusdemGästebuchderPulvermühle1967

Foto unten: Toni&HansWernerRichter,WirtschaftsministerKarlSchillerundGünterGrass (©NordbayerischeNachrichten /Peter F. Thürl)

"In fünfzig Jahrenwird keinMensch

mehr eineAhnung haben,

was dieGruppeWIRKLICHwar."

HansWernerRichter, 1967

Foto:KarlSchnörrer/dpa

OKTOBER 1967 IN DER PULVERMÜHLE

FränkischeSchweiz-

Museum Tüchersfeld

DASENDEDERNACHKRIEGSLITERATUR

Man erwartete für den 5.-9. Oktober 1967 das „letzte Treffen“ nach 20 Jahren Gruppe 47. „Vielewoll-

ten bei der zu erwartenden Beerdigung dabei sein“, so Toni Richter im Rückblick.Der Generationswech-

sel stand buchstäblich vor der Tür. Zwar hatteHansWernerRichter, als er diesen idyllischenOrtmit dem

Namen Pulvermühle auf Empfehlung auswählte, in seinem Tagebuch vermerkt: „Wenn dieGruppe 47 hier

aufgelöstwird,wird sie faktisch pulverisiert“. Zwar hatte es bei der Vorjahrestagung in Princeton (USA)

schon gewaltig gekracht, als der junge PeterHandke es ablehnte, sich dem üblichen Lese-&Kritik-Ritual

zuunterwerfenundumgekehrteinepolemischePhilippikagegendie „Beschreibungsimpotenz“derälteren

Autorengeneration vomStapel lies.Aber es kam anders.

Etwa 130 Autoren, Kritiker, Verleger und Gäste hatte Hans Werner Richter diesmal eingeladen,

etwa120 kamen,davon40erstmals,10DebütantenstelltensichderGruppe

nkritik.Der„PragerFrühling“

euphorisierte und über die Chancen eines „demokratischen Sozialismus“ wurde heftig gestritten.

Eswurden gute neue Texte vorgelesen und

JürgenBecker

bekam unangefochten den Preis derGruppe,

solidarischvonden früherenPreisträgern nanziert.FürdenstaatenlosengriechischenDichterundBildhauer

VagelisTsakiridiswurdeeinansehnlicherTrostpreisbeidenVerlegernundRundfunkleuteneingesammelt.Die

AuftrittederErlangerSDS-Studentenerheiterten teils,erbostenwiederandereund ließenetlichedurchaus

SEITE 1:

KarlSchiller [Wirtschaftsminister]– 8.Okt.1967.–HansWernerRichter–

GünterGrass (

vielenDank, nicht nur für dieKnödel

…)–Reinhard Lettau–

HansGeert Falkenberg [WDR]–

VielenDank für die schönen Forellen.

WolfdietrichSchnurre–

WolfgangHildesheimer–RolandH.Wiegenstein–ReinhardBaumgart–PaulSchallück

SEITE2:

Muß i denn…,wir kommenwieder. Ihr 1. Fernsehen.Henric L.Wuermeling

[Redakteur].–KonradHofer [Kameramann]– /

4Signaturen nicht zu entziffern

/–

DiePulvermühle hat nur einenNachteil:Daßman sie nichtmitnehmen kann.

Dank. 9.10.67Günter Eich–

WoMeister sprechen,müssenGesellen schweigen. Für viele frohe, entspannungsreicheStunden

ist hierKasparBezold verantwortlich.AusDank für eine ehrliche Freundschaft.HerzlichstPeter Franz

Thürl,NürnbergerNachrichten . . . imSinne des VorrednersHansUlrichSchwenkbier (dpa)

Auf den beiden Folgeseiten trug sich ein fröhlicherWanderverein ein, der sich ugs „Gruppe67“ nannte.

Knapp20 Jahre späterwarHansWernerRichter übrigens privat noch einmal in derPulvermühle beim

WirtKasparBezold, ein späterer Eintrag insGästebuch bezeugt es.

kühl.EswareinpubertärwirkenderAktionismus,dermitdemGruppenselbstverständniswenigzu tunhatte.

InderGegnerschaftgegendieDominanzdesSpringerimperiumswarmansichwiederumeinigundbeschloss

ingroßerMehrheitdessenBoykott.Undabendswurdeausgelassengetanzt.BeimBeatles-Song

ALLYOU

NEED IS LOVE

erschien der „Ernst des Lebens“ wieder als das, was er auch im Rückblick bleibt,

nämlich „Theater des Lebens“. EinWDR Filmstreifen „Das Begräbnis der Gruppe 47“ war vorbereitet,

erwurde aber nicht gesendet.Das äußerst lebendige Treffen in derPulvermühle zeigte:

DASENDEDERGRUPPE47WARESNICHT.

ImOktober2017

kommennoch einmal20ExautorenderGruppe47und einige jungeSchriftsteller/innen

inWaischenfeld zueinemerfolgreichenLiteraturwochenende zusammen,umdas50jährigePulvermühlen-

Jubiläum zu feiern und umRichters Prophetie „In 50 Jahrenwird keinMenschmehr eineAhnung haben,

was dieGruppeW

IRKLICHwar“ zuwiderlegen.

• Über 50 der einst über 300 Literaten, Kritiker, Verleger, Publizisten undGäste, die einst der berühmten

Einladungspostkarte gefolgtwaren, lebten da noch und haben ihre Fangemeinden.

• HansWerner& ToniRichter bleiben unvergessen. Liebe stirbt nicht.

• Und viele der Fragen nach Wahrhaftigkeit von Sprache, Meinungsfreiheit und politisch-individueller

Verantwortung in derDemokratie sind heute so aktuellwie damals.

Nur einigewenige der etwa120 Teilnehmer am Treffen1967 trugen sich insGästebuch derPulvermühle ein,

das heute im FränkischeSchweiz-Museum in Tüchersfeld in einer Vitrine ausliegt.Hier der Entzifferungsversuch:

WERNOCHALLESDABEIWAR:

CarlAmery, FritzArnold,RudolfAugstein,WolfgangBächler, JürgenBecker (Preisträger),HansBender,

HorstBienek,PeterBichsel,HilleBaumgart,NicolasBorn,UweBrandner, TankredDorst,Christian Ferber, Erich Fried,Barbara Frischmuth,

LarsGustafsson,PeterHärtling,HelmutHeissenbüttel,GünterHerburger, FrauHildesheimer, JoachimKaiser,HellmuthKarasek, YaakKarsunke,

AlexanderKluge,WalterKolbenhoff,MichaelKrüger,Gregor Laschen,Siegfried Lenz,Reinhard Lettau,Renate vonMangoldt,AdriaanMorrien,

HelgaM.Novak,KlausPiper, ElisabethPlessen,RenateRasp,MarcelReich-Ranicki,KlausRainerRöhl,KlausRöhler,PeterRühmkorf,

ErnstSchnabel,MarinaSchnurre,HansSchwab-Felisch, Vagelis Tsakiridis,SiegfriedUnseld,Guntram Vesper,Klaus&KatjaWagenbach,

MartinWalser,PeterWapnewski,ErichWeinert,PeterWeiss,GabrieleWohmann

…UNDDASWARENBEIWEITEMNICHTALLE.

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Patric

k Ziegler& Literatu

rarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

DER

APO

SIND SIE ZU MILD

Gruppe

47

IllustratorMatthiasOse

1

MartinWalser –

2

WolfgangHildesheimer –

3

Intrige –

4

„Nur für dieKunst-Schreckgespenst“

5

Analogie zum englischenAufstand derBarone gegenCromwell

6

Muse derHeldendichtung undGeschichtsschreibung

DASPULVERMÜHLEN-

KOMPLOTTVON1967*

vonCarlAmery (1922-2005)

Es saßen imPulvermühle-Saal

DieVerschwörer zu düstererStunde–

Sie fraßen ihreSeelenqual

Undmaßen ihrerReisigen Zahl

In karg befunzelterRunde.

Sie spannenmit linkem Fraktionsgefühl

Und sannen aufRevolutionen:

SirMartin

1

saß imRichter-Gestühl,

SirWolfgang

2

saß imDichter-Gestühl

Zwecks rebellischerResolutionen.

„Wir brauchen politischeRelevanz.

Wir haben sie viel zuwenig!

Wegmit dem l’art pour l’art-Popanz

4

!“

Das griff, letzten Ends,nach dem Eichenkranz

VonHansWerner,demBürgerkönig ...

HansWerner,Hans!O spürst du es nicht?

Man schleift amCromwellschen

5

Beile!

Hat dich noch nicht erreicht dasGerücht,

Daß dir dieBarone gebrochen dieP icht?–

Eile,HansWerner– eile!

Da!Wusch! stehtweit die doppelteTür,

HansWerner steht auf derSchwelle!

„Macht doch Licht, ’s ist zu dunkel hier-“

Und - klacks - erstrahlt das ganzeQuartier

In neon-elektrischerHelle.

DieWilden hatten dieBrücke gequert

MitmegaphonenParolen:

Sie hatten die Literatur gestört

Und,wie sich‘s 67 gehört,

DieSchau bei derPresse gestohlen:

Heraus,heraus, ihrDichtergezücht,

Aus eueren Elfenbeintürmen!

„Parteilichkeit ist heute dieP icht!“

Und außerdem,das erwähntman nicht,

Gefragt auf den Fernsehschirmen.

Und so fand sich‘s dann amAbend derSchlacht,

Zu tiefgefühlterKabale

3

:

„Wir formen, formieren dieGegenmacht!“

Somurrte es sacht,so knurrt‘s in derNacht

Im düsterenPulvermühl-Saale.

. . .

DerBürgerkönig schreitet heran

Zur usurpiertenTribüne:

„MachtPlatz,das ist dochmeinStuhl!“

Und dann

Entschärft sich stumm (wer kann,der kann!)

DiePulververschwörungs-Mine ...

So geschah‘s auf lieblicher fränkischerTrift,

Im lieblichenWiesent-Tale:

FrauKlio

6

schreibt‘smit stummemStift–

Denn sie schreibt [doch] nur,was sie betrifft:

DaswahrhaftMonumentale

MEINUNGSFREIHEIT&DEMOKRATIE

* ThePowderMillPlot of 1967

(Aus dem Englischen des 19. Jh. übertragen,Nov. 1987)

WASERWARTETENDIESTUDENTENVONDEN „DICHTER-GREISEN“?

„In seiner Erklärung betont derSDS,dieGruppe 47 repräsentiere imBewusstsein derÖffentlichkeit

diewestdeutsche literarische,kritische -immer noch - linke Intelligenz.Bei ihrerGründung habe die

Gruppe die politische Funktion der Literatur, zur Erhaltung und Festigung derDemokratie beizutragen,

anerkannt.Die elementarstenBestandteile derDemokratie, freieÄußerung derMeinung und ihre

publizistischeVerbreitung,würden aber heute in einem gewaltigenProzess derManipulation durch

dieBewusstseinsindustrie unterworfen.DerSpringer-Konzern sei eines dermächtigstenBollwerke

dieserManipulation.Die Forderung der sozialistischenStudenten,dieseResolution bei derTagung

zu verlesen, lehnte derGruppenchef ab.DieGruppe komme nur aus literarischenGründen in der

Pulvermühle zusammen.“

NordbayerischeNachrichten vom 6.Oktober 1967 (ro)

DIEANTI-SPRINGER-RESOLUTIONDERGRUPPE 47

WARABERSCHON INARBEIT

„DerSpringer-Konzern kontrolliert 32,7Prozent aller deutschen Zeitungen und Zeitschriften.

Dadurch ist die zuverlässige Information derÖffentlichkeit gefährdet.DieSchriftsteller derGruppe 47 halten

dieseKonzentration für eine Einschränkung undVerletzung derMeinungsfreiheit und damit für eineGefährdung

derGrundlagen der parlamentarischenDemokratie inDeutschland.Wir haben daher beschlossen:

1.

Wirwerden in keiner Zeitung oder Zeitschrift desSpringer-Konzernsmitarbeiten.

2.

Wir erwarten von unserenVerlegern,daß sie für unsereBücher in keiner Zeitung oder Zeitschrift

desSpringer-Konzerns inserieren.

3.

Wir bitten alleSchriftsteller,Publizisten,Kritiker undWissenschaftler,dieKollegen imPEN und in den

deutschenAkademien, zu überprüfen,ob sie eineweitere Zusammenarbeitmit demSpringer-Konzern

noch verantworten können."

DieResolutionwurde von fast 80Autoren unterzeichnet,so vonHansWernerRichter,GünterGrass,

Reinhard Lettau,MartinWalser,Günter Eich,WolfgangHildesheimer,TankredDorst,Wolfdietrich

Schnurre u.a. ...Noch imHerbst 1967 schreitet dasKartellamt gegen denSpringer-Konzern ein,

weil es dieMedien undPressefreiheit bedroht sieht.

Anti-Springer-Aktionen undHappenings gab es auch beiBildendenKünstlern,

hier die „Bloom Zeitung“ zumBloomsday1963 in derGalerie Loehr/Frankfurt

BazonBrock,Bernhard Jaeger&ThomasBayerle–

inmemory an James JoyceRomanUlysses

und den jährlichenBloomsday am 16.Juni in Irland–

Original heute in derNationalGallery ofArt inWashington.

An derPulvermühlen-Holzbrücke,der „Bann-Meile“,übergebenMitglieder desSDS (SozialistischerDeutscherStudentenbund)

aus Erlangen ihre „Anti-Springer-Resolution“ anHansWernerRichter

NordbayerischeNachrichten / Foto:UrsulaHelmholz

HEUTEGILTDIESEWACHSAMKEITNICHTMEHRALS „LINKS“…

… dennPressefreiheit,als „VierteGewalt“ und „Garant derDemokratie“,hat ganz of ziell einen hohen politischenStellenwert,

ist „nicht als gegeben hinzunehmen,sondern als ein immerwieder zu schützendesGut zu begreifen“

(Zeitgeschichtliches Forum Leipzig/StiftungHaus derGeschichte derBundesrepublikDeutschland 2017)

DieAPO (AußerparlamentarischeOpposition),die vorwiegend von denUniversitäten ausging,wurde in den 1960er Jahrenmit derStudentenbewegung gleichgesetzt.

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Patric

k Ziegler& Literatu

rarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

DICHTER

R CHTS

DEM

OPA

SIND SIE ZU WILD

Gruppe

47

FÜRALTE FRANKEN

STELLTESICHDIE FRAGE:

WASWOLLENDIESEDICHTERHIER?

„Wiewir erfahren, feiert dieGruppe 47 ihr20jährigsBstehenAnfangOktober

in derPulvermühle in der Fränk.Schweiz.Bekanntlich ist ieGuppe47 eine lose

Vereinigung linkslastiger Literaten. Zu ihr gehörenH.W.Richter (als Iitiator),

M. Enzensberger,H.Böll,M.Walser,R. Lettau,G.Gass,R.Hochhuth u.a.

DieseLeute fallenaufdurch ihreSchreib-Erzeugniss, inwelchen fastallesÜbeliferte

für verachtenswert angesehenwird, und durch ihre politischenAufrufe und Freund-

schaften.Der eine verschenkt dasGeld seiesNürnbrgerKulturpreies an angblich

verfolgteKommunisten,einandererwiegeltdieBerlinerStudntenggndi Polizeiauf.

MAN FRAGTSICH,WASWOLLENDIESE LEUTEBEIUNS IN FRANKEN?

Daß einGastronom sie beherbergt, sei ihm unbenm en.Gld stinkt nicht.

Aberwirwollen beobachten,wie unser regierende politis eProminez sich verhält.

‚Arm inArmmit den Vertretern derNegation?‘Wer zuviel toleriert,macht sich

unglaubwürdig!“

HelmuthHinkeldey aus Ermreuth,Kulturbund Franken, in: Franknruf 2/67, zitiert in:

NordbayerischeNachrichten für Forchheim und Ebermannstadt vom 6.10.1967

HansWernerRichter las dieseSchrift, die ihm derWirtKasparBzold überrict hatte

– und schwieg.SolcheStimmen kame ihm bekannt vor.DieAnimositäten, dieGrass,

Eich, Lenz,Härtling und den anderen Intellktuellen entgegenschlugn, bliebn ihm

nicht verborgen.

„BindDeinBesteck an,wenn die rotenDichter und Edelkommuisten

kommen“,hattenWaischenfelderdem ,Pulvermüller‘KasprBezoldgratn.

AuchPfarrer Johannes Völkerwarnte auf derKanzel vor diesen Leute,

„von denenman in der FränkischenSchwiz aberweigwusste“,

erinnert sichAntonSterzl in seinemBuch ,Die Frake‘“.

GertRückel in: Von einemParadies zum andern . . .

EINLADUNGSKARTEZUMTREFFENDERGRUPPE47

1967 INDIEPULVERMÜHLE

LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg

WILLKOMMEN IN FRANKEN!

DENNWIRTKASPARBEZOLD FREUTSICHAUF IEGÄSTE

HISTORIEDERPULVERMÜHLE

ESHATSCHONMALGEKNALLT– 1806!

Die ersteNachricht stammt aus dem Jahre

1307

, als „dieMül unterm

Sluzzelberge“ vonKonrad vonSchlüsselbrg an die FamilieGroß verkauft

wurde.

1398

war dieMühle schon ieder verfallen; erst

1437

verliehMark-

graf Friedrich vonBrandenburg anHermann undHeizHungere er aus

Waischenfeld „ein FleckIein bei derSchlüsselmühle, darauf sie einSchleifmühl

bauen sollen“.Aus dem Jahr

1806

stmmt dieSage,wonach der damalige

Besitzer eine „Pulvermühle“, die getrnnt vomWohnhaus 100Metrweiter

nördlich stand, in die Luft sprengte, um den herannahenden Franzosen kein

Schießpulver auslifern zumüssen.DasAnwesen ver el.

Besitzerwechsel im19. Jahrhundert

1826

verkaufte dieGemeindeWaischenfeld demKolomanKller zwecks Errichtung einer neuenPulver-

mühle dasGelände amHang unterhalb dr einstige Schlüsselburg so,wiewir es auch heute kennen.

1833

bauteKeller, dermittlerweile über dieKonzssion zu Betieb inerPulvermühle verfügte undmit

Antonia Fuchs ausWaischenfeld verheiratetwar, dsWohnhaus.Aber dieMühle erwies sich als nicht

rentabel,Keller hatte sich hoch verschuldet und s km zur Versteigrung.DerWaischenfelderAdam

Wehrl übernahm

1842

dasAnwesen.

1860

wurde dasWohnhaus ernuert, es gehörte nun scon

JohannNeuner ausRabeneck undwird

1875

a JohannSchatz verkauft.DessenSohn Lorenz erwarb

1922

dasRecht, ganzjährig eineSchankwirtchaft zu betreiben.

DerName „Pulvermühle“blieb

Durch Einheirat kam dasAnwesen in denBesitz von JohannBezold ausGösseldorf. Er baute dasHaupt-

haus um und errichtete

1950

dasGästehaus.

1963

übernahmKasparBezold, derSohn, dasAnwesen,

das ermitHilfe seiner Frau Erika zu einem der bekanntsten gastronomischenBetribe in der Fränki-

schenSchweiz ausbaute.Schachweltmister i Bobby Fischerwaren zuGast und

1967

traf ic dort

die berühmteGruppe 47 zu ihrem29. und of zill letzten Treffen.

197

el das

Gästehaus, in dem sie damals tagte, einemBrand zumOpfer. Im selben Jahr

brannte es auch imHaupthaus, so dass drPulvermüller dieses abris und neu

erbaute,wofür er

1977

den bayerischen Innovationspreis bekam. Im Jahr

2000

starbKasparBezold.Seine Frau Erika undSohnChristian als beknnterMeister-

koch führten das Traditionshaus fort, das jedoch Ende

2011

geschlossen und

erst

2014

unter seinem neuenBesitzer,Michael Fink,widerröffnetwurde.

. . .SOSAHDIEMÜHLE FRÜHERAUS

Dasnostalgische Fassadenbild vonArminBrunanderPulvermühle1981 ist inzwischen verblichen.

Reinhard Löwisch

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Pat

rick Zieglr& Liter

aturarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

R CHTS

PLATZT DIE GRUPPE 47 ?

Gruppe

47

Foto links:

PAUSEBEIDERTAGUNG INDERPULVERMÜHLE.

(©ToniRichter)

V.l.n.r.:RolfHaufs, F.C.Delius,Hille&ReinhardBaumgart,GünterGrass,WalterHöllerer,RolandH.Wiegenstein,HaraldHartung,

Franz Josef&MinkaSchneider,HorstMönnich,BurkhardNadolny,BarbaraKönig (mit demRücken zumBetrachter)

AusdemGästebuchderPulvermühle1967

Foto unten: Toni&HansWernerRichter,WirtschaftsministerKarlSchillerundGünterGrass (©NordbayerischeNachrichten /Peter F. Thürl)

"In fünfzig Jahrenwird kei Mensc

mehr eineAhnung hab n,

was dieGruppeWIRKLICHwar."

HansWernerRichter,1967

Foto:KarlSchnörrer/dpa

OKTOBER 1967 IN DER PULVERMÜHLE

FränkischeSchweiz-

Museum Tüchersfeld

DASENDEDERNACHKRIEGSLIT RATUR

Man erwartete für den 5.-9. Oktober 1967 das „letzte Trffen“ nach 20 Jahren Grupp 47. „Viel woll-

ten bei der zu erwartenden Beerdigung dabei sein“, so Toni Richter im Rückblick.Der Generationswech-

sel stand buchstäblich vor der Tür. Zwar hatteHansWernerRicht , als er diesen idyllischenOrtmit dem

Namen Pulvermühle auf Empfehlung auswählte, in seinem Tagebuch vermerkt: „Wenn dieGruppe 47 hier

aufgelöstwird,wird sie faktisch pulverisirt“. Z ar hatte es bei der Vorjahrestagung in Princton (USA)

schon gewaltig gekracht, als der junge PeterHandke es ablehnte, sich dem üblichen Les-&Kritik-Ritual

zuunterwerfenundumgekehrteinepolemischePhilippikage ndie „Beschribungsimpotenz“derälteren

Autorengeneration vomStapel lies.Aber es kam anders.

Etwa 130 Autoren, Kritiker, Verleger und Gäste hatte Hans W ner Richter diesmal eingelden,

etwa120 kamen,davon40erstmals,10DebütantenstelltensichderGruppenkritik.Der„PragerFrühling“

euphorisierte und über die Chancen eine „dmokratischen Sozilismus“ wurde heftig gestritten.

Eswurden gute neue Texte vorgelesen und

JürgenBeckr

bekam unangfochten den Preis drGruppe,

solidarischvonden früherenPreisträgern nanziert.FürdenstaatenlosengrichischenDichte undBildhauer

VagelisTsakiridiswurdeeinansehnlicherTrostpreisbeidenVerlger undRundfunkleutneingesammlt.Die

AuftrittederErlangerSDS-Studentenerheiterten teils,erbostenwiederandereund ließenetlichedurchaus

SEITE1:

KarlSchiller [Wirtschaftsminister]–8.Okt. 1967.–HansWernerRichter–

GünterGrass (

vielenDank, nicht nur für dieKnödel

…)–Reinhard Lettau–

HansGeert Falkenberg [WDR]–

VielenDank für die schönen Forell .

WolfdietrichSchnurre–

WolfgangHildesheimer–RolandH.Wiegenstein–ReinhrdBaumgart–PaulSchallück

SEITE2:

Muß i denn…,wir kommenwieder. Ihr 1. Fernsehen.Henric L.Wuermeling

[Redakteur].–KonradHofer [Kameramann]– /

4Signaturen nicht zu entziffern

/–

DiePulvermühle hat nur einenNachteil:Daßman sie nichtmitnehmen kann.

Dank.9.10.67Günter Eich–

WoMeister sprechen,müssenGesellen schweigen. Für viele frohe, entspannungsreicheStunden

ist hierKasparBezold verantwortlich.AusDank für eine ehrliche Frundschaft.Herzli stPeter Franz

Thürl,NürnbergerNachrichten . . . imSinne des VorrednersHansUlrichSchwenkbier (dpa)

Auf den beiden Folgeseiten trug sich ein fröhlicherWanderverein ein, dr sich ugs „Gruppe67“ nannte.

Knapp 20 Jahre späterwarHansWernerRichter übrigens privt noch einmal in derPulvermühle beim

WirtKasparBezold, ein späterer Eintrag insGästebuch bezeugt es.

kühl.EswareinpubertärwirkenderAktionismus,drmitdmGrupp slbstverständniswenigzu tunhatte.

InderGegnerschaftgegendieDominanz sSprigerimperiumswarmansichwiderumeinigundbeschloss

ingroßerMhrhitdessenBoykott.Undabendswurdeausgelassengetanzt.BeimBeatles-Song

ALLYOU

NEED IS LOVE

rschien der „Ernst des Lebens“ wieder als das, wa er auch im Rückblick bleibt,

nämlich „Theater des Lbens“. EinWDR Filmstreifen „Das Begräbnis der Gruppe 47“ war vorberitet,

erwurde aber icht gsedet.Das äußerst lebendige Treffen in rPulvermühle zeigte:

DASENDEDERGRUPPE 47WARESNICHT.

ImOktober2017

kommennoch einmal20ExautorenderGruppe47und einige jungeSchriftsteller/innen

inWaischenfeld zueinemerfolgreichenLiteraturwochenende zusammen,umdas50jährigePulvermühlen-

Jubiläum zu feiern und umRichters Prophetie „In 50 Jahrenwird keinMenschmehr eineAhnung haben,

was

dieGruppeWIRKLICHwar“ zuwiderlegen.

• Über 50 der einst über 300 Literaten, Kritiker, Vrlger, Publizisten undGäste, di einst der berühmten

Einladungspostkarte gefolgtwaren, lebten a noch und habn ihre Fangemeinden.

• HansWerner& ToniRichter bleiben unvergessen. Liebe stirbt nicht.

• Und viele der Fragen nach Wahrhaftigkeit von Sprache, Meinungsfreieit und plitisch-individuller

Verantwortung in derDemokratie sind heute s aktuellwie da als.

Nur einigewenige der etwa120 Teilnehmer am Treffn 1967 trugen sich insGästebuch derPulvermühle ein,

das heute im FränkischeSchweiz-Museum in Tüchersfeld in einer Vitrine ausliegt.Hier der Entzifferungsversuch:

WERNOCHALLESDABEIWAR:

CarlAmery, FritzArnold,RudolfAugstein,WolfgangBächler, JürgenBecker (Preisträger),HansBender,

HorstBienek,PeterBichsel,HilleBaumgart,NicolasBorn,UweBrandner, TankredDorst,Christian Ferber, Erich Fried,Barbara Frischmuth,

LarsGustafsson,PeterHärtling,HelmutHeissenbüttel,GünterHerburger, FrauHildesheimer, JoachimKaiser,HellmuthKarasek, YaakKarsunke,

AlexanderKluge,WalterKolbenhoff,MichaelKrüger,Gregor Laschen,Siegfried Lenz,Reinhard Lettau,Renate vonMagoldt,AdriaanMorrien,

HelgaM.Novak,KlausPiper, ElisabethPlessen,RenateRasp,MrcelReich-Ranicki,KlausRainrRöhl,KlausRöhler,PeterRühmkorf,

ErnstSchnabel,MarinaSchnurre,HansSchwab-Felisch, Vagelis Tsakiridis,SiegfriedUnseld,Guntram Vesper,Klaus&KatjaWagnbach,

MartinWalser,PeterWapnewski,ErichWeinert,PeterWeiss,Gabriel Wohman

…UNDDASWARENBEIWEITEMNICHTALLE.

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Pat

rick Zieglr& Liter

aturarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

DER

APO

SIND SIE ZU MILD

Gruppe

47

IllustratorMatthiasOse

1

MartinWalser –

2

WolfgangHildesheimer –

3

Intrige –

4

„Nur für dieKust-Schreckgespenst“

5

Analogie zum englischenAufstand derBarone gegenCromwell

6

Muse derHeldendichtung undGeschichtsschreibung

DASPULVERMÜHLEN-

KOMPLOTTVON 1967*

vonCarlAmery (1922-2005)

Es saßen imPulvermühle-Saal

DieVerschwörer zu düstererStunde–

Sie fraßen ihreSeelenqual

Undmaßen ihrerReisigen Zahl

In karg befunzelterRunde.

Sie spannenmit linkem Fraktionsgefühl

Und sannen aufRevolutionen:

SirMartin

1

saß imRichter-Gestühl,

SirWolfgang

2

saß imDichter-Gestühl

Zwecks rebellischerResolutionen.

„Wir brauchen politischeRelevanz.

Wir haben sie viel zuwenig!

Wegmit dem l’art pour l’art-Popanz

4

!“

Das griff, letzten Ends,nach dem Eichenkranz

VonHansWernr,demBürgerkönig ...

HansWerner,Hans!O spürst du es nicht?

Man schleift amCromwellschen

5

Beile!

Hat dich noch nicht erreicht dasGerücht,

Daß dir dieBroe gebrochen dieP icht?–

Eile,HansWerer– eile!

Da!Wusch! stehtweit die doppelteTür,

HnsWerner steht auf derSchwelle!

„Macht doch Licht, ’s ist zu dunkel hier-“

Und - klacks - erstahlt das ganzeQuartier

In neon-elektrischerHelle.

DieWilden hatten dieBrücke gequert

MitmegaphonenParolen:

Sie hatten die Literatur gestört

Und,wie sich‘s 67 gehört,

DieSchau bei derPresse gestohlen:

Heraus,heraus, ihrDichtergezücht,

Aus eeren Elfenbeitürmen!

„Partilichkeit ist heute dieP icht!“

Und außerdem,das erwähntman nicht,

Gfragt auf den Fernsehschirmen.

Und so fand sich‘s dann amAbend derSchlacht,

Z tiefgefühlterKabale

3

:

„Wir formen, formieren dieGegenmacht!“

Somurrte es sacht,so knurrt‘s in derNacht

Im düsternPulvermühl-Saale.

. . .

DerBügerkönigschreitet heran

ZurusupiertenTribüne:

„MachtPlatz,das ist dochmeinStuhl!“

Und dann

Entschärftsich stumm (wer kann,der kann!)

DiePlvrverschwörungs-Mine ...

So geschah‘s uf lieblich fränkischerTrift,

Im lieblichenWiesent-Tale:

FrauKlio

6

schreibt‘smit stummemStift–

Denn sie schreibt [doch] nur,was sie betrifft:

DaswahrhaftMonumentale

MEINUNGSFREIHEIT&DEMOKRATIE

* ThePowderMillPlot of 1967

(Aus dem Englischen des 19. J. üertragen,Nov. 1987)

WASERWARTETENDIESTUDENTENVOND „DICHTER-GR ISEN“?

„In seiner Erklärung betont derSDS,dieGruppe 47 repräsntiere imBewusstsein drÖffentlichkeit

diewestdeutsche literarische,kritische -immer no - linke Intelligenz.Bei ihrerGrüdung hab die

Gruppe die politische Funktion der Literatur, zur Erhaltung und Festigung drDemokratie beizutragen,

anerkannt.Die elementarstenBestandtile derDemokratie, freieÄußerug derMinung und ihre

publizistischeVerbreitung,würden aber heute in inm gewaltigenProzess derManipulation durch

dieBewusstseinsindustrie unterworfen.DrSpringer-Konzern sei eines drmächtigstenBollwerke

dieserManipulation.Die Forderung der ozialistischenStudnten,dieseRsolution bei drTagung

zu verlesen, lehnte derGruppenchef ab.DieGruppe komme nr aus litrarischenGründen in der

Pulvermühle zusammen.“

NordbayerischeNachrichtenvom6.Oktober 1967 (ro)

DIEANTI-SPRINGER-RESOLUTIO DERGRUPPE 47

WARABERSCHON INARBEIT

„DerSpringer-Konzern kontrolliert 32,7Prozent aller deutsche Zeitungen und Zeitschriften.

Dadurch ist die zuverlässige Information derÖffentlichkeit gfährdet.DieSchriftsteller derGrupp 47 halten

dieseKonzentration für eine Einschränkung undVerletzung derMeinungsfreiheit d damit für eineGefährdung

derGrundlagen der parlamentarischenDemokratie inDeutschland.Wir haben daher beschlossen:

1.

Wirwerden in keiner Zeitung oder Zeitschrift dsSpriger-Konzrnsmitarbeiten.

2.

Wir erwarten von unserenVerlegern,daß sie für unsereBücher in keiner Zeitung oder Zeitschrift

desSpringer-Konzerns inserieren.

3.

Wir bitten alleSchriftsteller,Publizisten,Kritiker udWissenschaftlr,dieKollegen imPEN und in d

deutschenAkademien, zu überprüfen,ob sie eineweitere Zusammenarbeitmit demSpringer-Konzern

noch verantworten können."

DieResolutionwurde von fast 80Autoren unterzeichnet,so vonHansWernerRichter,GünterGrass,

Reinhard Lettau,MartinWalser,Günter Eich,WolfgngHildesheim ,TakredDorst,Wolfdietrich

Schnurre u.a. ...Noch imHerbst 1967 schreitet dasKartella t gegen denSpringer-Konzern ein,

weil es dieMedien undPressefreiheit bedroht sieht.

Anti-Springer-Aktionen undHappenings gab es auch beiBildendenKünstlern,

hier die „Bloom Zeitung“ zumBloomsday 1963 in derGalerie Loehr/Frankfurt

BazonBrock,Bernhard Jaeger&ThomasBayerle–

inmemory an James JoyceRomanUlysses

und den jährlichenBloomsday am 16.Juni in Irland–

Original heute in derNationalGallery ofArt inWashington.

derPulvermühlen-Holzbrücke,der „Bann-Meile“,übergebenMitglider desSDS (SozialistischerDeutscherStudentenbund)

Erlangen ihre „Anti-Springer-Resolutio“ a HansWernerRichter

NordbayerischeNachrichten / Foto:UrsulaHelmholz

HEUTEGILTDIESEWACHSAMKEITNICHTMEHRALS „LINKS“…

… dennPressefreiheit,als „VierteGewalt“ und „Garant derDemokratie“,hat ganz of ziell einn hohen politiscenStellenwert,

ist „nicht als gegeben hinzunehmen, ondern l ein immerwieder zu schützendesGut zu begreifen“

(Zeitgeschichtliches Forum Leipzig/StiftungHaus derGes ichte derBndesrepublikDeutschland 2017)

DieAPO (AußerparlamentarischeOpposition),die vorwiegend von denUniversitäten ausging,wurde in de 1960er Jahrenmit derStudentenbewegung glichgesetzt.

LAYOUT

www.feuerpfeil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPiontek,Pat

rick Zieglr& Liter

aturarchivSulzbach-Rosenberg

beimZuhören der meist sehr alten, doch vitalen Kämpen von

anno 1967 zu Bewusstsein kam, dass der Begriff »alt« sehr

relativ ist…. Bossong und Strauss scheinen sich, mit Sicht auf

ein zu rettendes Europa, nach neuen Gruppenbildungen zu

sehnen – so wie vor 50, 60, 70 Jahren? Diese Frage blieb offen,

musste wohl auch offen bleiben.

DENN WAS DIE

Gruppe 47 recht eigentlich war: das wur-

de auf den Podien nur in gebrochenen Bildern klar. War sie

wirklich so politisch, wie von Karla Fohrbeck auf einem der

vier Podien thesenhaft behauptet? Wirkte sie über Romane,

Erzählungen, Hörspiele und Lyrik, über öffentliche Netz-

werke, über literarische und politische Zeitschriften, über die

Resolutionen einzelner Gruppenteilnehmer undHunderte von

Literatur- und Politsendungen in Funk und Fernsehen nicht

tief in die Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik hinein?

Oder war sie nur ein Literaturverein, der sich zuallererst um

die Ästhetik der Sprache kümmerte, wie F.C. Delius meinte?

War sie unabdingbar wichtig für die deutsche Literaturge-

schichte? Oder braucht inWahrheit keinMensch die Dichter,

wie der Dichter und das wandelnde DDR-Anekdotenlexikon

Bernd Jentzsch behauptete? Einig aber war man sich darüber,

dass sich die Gruppe angesichts der radikalen politischen Ver-

werfungen der 60er Jahre vor 50 Jahren überlebt hatte. Doch

blieb sie, ohne falsche Überhöhungen, als wichtiger Markstein

der literarischen Demokratisierung nach 1945 im Gedächt-

nis – übrigens auch, während des »Kalten Krieges« und der

deutschen Teilung, als Anlaufstation für ostdeutsche Autoren.

Es bleibt juvenile Heiterkeit

Was bleibt? Ein ursprünglich von den Veranstaltern angepeiltes

Literaturfestival in der Fränkischen Schweiz ist trotz Jubilä-

umstagung in fernste Fernen gerückt. Eine Gruppe 47-Samm-

lung als Basis einer zukünftigen Waischenfelder Stadtbiblio­

thek ist immerhin denkbar. Die thematischen Stationen der

von Fohrbeck und ihrem Team auf dem Fraunhofer-For-

schungscampus eröffneten Kurz-Ausstellung zur Gruppe 47

werden auf Wanderschaft geschickt und wurden inzwischen

durch eine Dokumentation der Tage des Goldenen Oktober

2017 ergänzt. ImSommer 2018 werden sie als »Literaturweg

Gruppe 47« den Wanderweg vom Ortszentrum zur Pulver-

mühle flankieren. Denn darum ging es Karla Fohrbeck: um

einWeiterwirken wie auch immer, nicht um ein abzuhakendes

»Event«, zumal die damals noch innerdeutschen Themen heu-

te als globalisierte wieder höchste Aktualität haben: Demo-

kratie und Meinungsfreiheit, Sprache und Menschenrechte,

Atomgefahr und Krieg, Umwelt und Klimaschutz.

HANS MAGNUS ENZENSBERGER

mag Recht haben, wenn

er, imPalmengarten vor demheutigenHotel Pulvermühle sit-

zend, alle nostalgischen Gefühle abwertet und in juvenilster

Heiterkeit zum Besten gibt, dass, ach ja, die Gruppe 47 doch

nur eine »Clique« gewesen sei. Mag sein – aber die Diskus-

sionen haben gezeigt, dass nicht das Schlechteste aus dieser

»Clique« kam: nicht zuletzt die Art und Weise, wie man dis-

kutierte und unter der patriarchalischen Leitung des »Her-

bergsvaters« Hans Werner Richter immer wieder Persön-

lichkeiten integrierte, von deren literarischen und medialen

Vermächtnissen (Stichwort: Literatur im Fernsehen und im

Radio) die Gesellschaft, die sich als demokratische versteht,

immer noch profitiert.

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

DICHT R

RECHTS

DEM

OPA

SIND SIE ZU WILD

Gruppe

47

FÜRALTE FRANKEN

STELLTESICHDIE FRAGE:

WASWOLLENDIESEDICHTERHIER?

„Wiewir efahren, feiert dieGruppe47 ih 20jährigesBestehenAnfangOktober

derPulvermühle in der Fränk.Schweiz.Bekanntlich ist dieGruppe47 eine lose

Vereinigunglinkslastigr Literaten. Zu ihr gehörenH.W.Richter (als Initiator),

M. Enzensberger,H.Böll,M.Walser,R. Lettau,G.Grass,R.Hochhuth u.a.

DieseLu falle aufdurch ihreSchreib-Erzugisse, inwlchen fastallesÜb lieferte

fürv achtenswert angesehenwird, und durch ihre politischenAufrufe und Freund-

schaftn.Der eine verschenkt dasGeld seinesNürnbergerKulturpreises an angeblich

verfolgt Kommunisten,ei andrerwiegeltdieBerlinerStudentengegendiePolizeiauf.

MAN FRAGTSCH,WASWOLL DIESE LEUTEBEIUNS IN FRANKEN?

Daß einGastronom sie beherbergt, sei ihm unbenommen.Geld stinkt nicht.

Aberwi wollen beobachten,wi unere rgierende politischeProminenz sich verhält.

‚Arm inArmmit dn V treern derNegation?‘Wer zuviel toleriert,macht sich

unglaubwürdig!“

HlmuthHi

ldeyaus Ermruth,Kulturbund Franken, in: Frankenruf 2/67, zitiert in:

NordbayerischeNachrichten für Forchheim und Ebermannstadt vom 6.10.1967

HansWernerRchter las diseSchrift, die im derWirtKasparBezoldüberreicht hatte

– undschwieg.SlcheStimmen kamen ihm bekannt vor.DieAimositäten, di Grass,

Eich,Lenz,Härtling und den aderen Intellektuelln entgegen lugen, blieben ihm

nicht verborgen.

„BindDeinBestc an,wenn die rotenDichter und Edelkommunisten

kommen“,hattenWaischenfelderdem ,Pulvermüller‘KasparBezoldgeraten.

AchPfarrer Johann Völkerwarnte auf derKanzel vor diesen Leuten,

„von denenma in der FränkischenSchweiz aberwenigwusste“,

erinnert sichAntonSterzl in seinemBuch ,Die Franken‘“.

GertRückel in: Von einemParadies zum andern . . .

EINLADUNGSKARTEZUMTREFFENDERGRUPPE47

1967 INDIEPULVERMÜHLE

LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg

WILLKOMMEN IN FRANKEN!

DENNWIRTKASPARBEZOLD FREU SICHAUFDIEGÄSTE

HISTORI DERPULVERMÜHLE

ESHATSCHONMALGEKNALLT–1806!

Die rsteNachricht stammt ausdem Jahre

1307

, als „dieMül unterm

Sluzzelberge“vonKonrad vonSchlüsselberg an die FamilieGroß verkauft

wude.

1398

war dieMühle schonwieder verfallen; erst

1437

verliehMark-

grf Friedrich vonBrandenburg nHermann undHeinzHungerberger aus

Waichenfeld „ein FleckIein bei drSclüsselmühle, darauf sie einSchleifmühl

bauen sollen“.Aus demJahr

1806

stammt dieSage,wonach der damalige

Besitzereine „Pulvermühle“, die getrennt vomWohnhaus100Meterweiter

nördlic st d, in i Luft sprengte, um den herannahenden Franzosen kein

Schießpulver ausliefern zumüssen.DasAnwesen ver el.

Besitzerwechsel im 19. Jahrhundert

1826

verkauftedi GemeindeWaichenfeld demKoloma Kelr zwecks Errichtung einer neuenPulver-

mühle dasGelände amHagunterhalb der einstigenSchlüsselburg so,wiewir es auch heute kennen.

1833

bauteKeller, dermittlrwil über dieKonzession zumBetrieb einerPulvermühle verfügte undmit

Antonia Fuch ausWaischenfeld vrheirattwar, dasWohnhaus.Aber dieMühle erwies sich als nicht

rentabel,Kellr hatt sich hoch verschuldet und s kam zur Versteigerung.DerWaischenfelderAdam

Whrl übenahm

1842

dasAnwsn.

1860

wurde dasWhnhaus erneuert, es gehörte nun schon

JohannNeuner ausRabeneck undwird

1875

an Johan Schtz verkauft.DessenSohn Lorenz erwarb

1922

dasRecht, ganzjährig eineSchankwirtschaft zu betreiben.

DerName „Pulvermühle“blieb

Durch Enheiat kam dasAnwesen in denBesitz von JohnnBezold ausGösseldorf. Er baute dasHaupt-

haus um und errichtete

1950

dasGästehaus.

1963

überahmKasparBezold, derSohn, dasAnwesen,

das ermitHilfe seiner Fru Erika zu einem der kannteste gastronomischenBetriebe in der Fränki-

schenSchweiz ausbaute.SchachweltmeisterwieBobby Fischerwaren zuGast und

1967

traf sich dort

die berühmteGruppe 47 zu ihrem29. und of ziell letzten Treffen.

1972

el das

Gästehaus, in dem sie damals tagte, einemBrand zumOpfer. Im selben Jahr

brannte es auch imHaupthaus, so dass derPulvermüller dieses abriss und neu

rbaute,wfür er

1977

den bayerischen Innovationspreis bekam. Im Jahr

2000

starbKasparBezold.Seine Frau Erika undSohnChristian als bekannterMeister-

koch führten as Traditionsaus fort, das jedoch Ende

2011

geschlossen und

erst

2014

unterseinem neuenBesitzr,Michael Fink,wiedereröffnetwurde.

. . .SOSAHDIEMÜHLE FRÜHERAUS

Dasnostalgische Fassadenbild vonArminBraunanderPulvermühle 1981 ist inzwischen verblichen.

Reinhard Löwisch

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.fuerpfil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPintk,Patrick Ziegler& LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

RECHTS

PLATZT DIE GRUPPE 47 ?

Gruppe

47

Foto links:

PAUSEBEIDERTAGUNG INDERPULVERMÜHLE.

(©ToniRichter)

V.l.n.r.:RolfHauf, F.C.Delius,Hille&ReinhardBaumgart,GünterGrass,WalterHöllerer,RolandH.Wiegenstein,HaraldHartung,

Franz Josef&MinkaScheider,HorstMönnich,BurkhardNadolny,BarbaraKönig (mit demRücken zumBetrachter)

AusdemGästebuchderPulvermühle1967

Foto unten: Toni&HansWerne Richter,WirtschaftsministerKarlSchillerundGünterGrass (©NordbayerischeNachrichten /Peter F. Thürl)

"In fünfzig Jahrenwird keinMensch

mehr eineAhnung haben,

wasdieGruppeWIRKLICHwar."

HansWernerRichter, 1967

Foto:KarlSchnörrer/dpa

OKTOBER 1967 IN DER PULVERMÜHLE

FränkischeSchweiz-

Museum Tüchersfeld

DASENDEDERNACHKRIEGSLITERATUR

Ma ewartete für d 5.-9. Oktober 1967 das „letzt Treffn“ nach 20 Jahren Gruppe 47. „Vielewoll-

ten bei der zu erwartenden Beerdigung dabei sein“, so Toi Richter im Rückblick.Der Generationswech-

sel sand buchstäblich vor der Tür.Zwar hatteHansWernerRichter, als er diesen idyllischenOrtmit dem

Namen Pulvrmühle auf Empfehlung auswählte, in seinem Tagebuch vermerkt: „Wnn dieGruppe 47 hier

aufelöstwird,wird sie faktisch pulvrisiert“. Zwa hate es bei der Vorjahrstagung in Princeton (USA)

schon gewaltig gekracht, als der junge PetrHandke es ablehnte,sich dem üblichen Lese-&Kritik-Ritual

zuuntrwerf undumgekhrt inepolemichePhilippikagegndie „Beschreibungsimpotenz“derälteren

Autorengeeration vomStapel lies.Aber es kam anders.

Etwa 130 Autor , Kritiker, Verleger und Gäte hatt Has Werner Richter diesmal eingeladen,

etwa120 kamen,davon40erstmals

,10DebütantenstelltensichderGruppenkritik.Dr

„PragerFrühling“

euphoisiert und über die Chancen eines „dmokratichen Sozialismus“ wurde heftig gestritten.

Eswurden gut nue Text vorgelese und

JürgenBecker

bekam uangefochte den Preis derGruppe,

solidarschvondenfrüherenPreisträger nanzer.Für enstaatnlos griechische DichterundBildhaur

VaglisTakirii wude i ansehnlicherTrospreisbidenVrlegernundRundfunkluteneingesammelt.Die

Aftrit derErlangerSDS-Studetenerheiterte tis, rbostenwiederand eund ließenetlichedurchaus

SEITE1:

KarlSchiller [Wirtschaftsminister]– 8.Okt.1967.–HansWernerRichter–

GüntrGrass (

vielenDank, nicht nur für dieKnödel

…)–Reinhard Lettau–

HansGeert Falkenberg [WDR]–

VielenDank für die schönen Forellen.

WolfdietrichSchnurre–

WolfgangHildesheimer–RolandH.Wiegenstein–ReinhardBaumgart–PaulSchallück

SEITE2:

Muß i denn…,wir kommenwieder. Ihr 1. Fernsehen.Henric L.Wuermeling

[Redakteur].–KoradHofer [Kameramann]– /

4Signaturen nicht zu entziffern

/–

DiePulvermühle hat nur einenNachteil:Daßman sie nichtmitnehmen kann.

Dank. 9.10.67Günter Eich–

WoMister sprechen,müsenGselle schweigen. Für viele frohe, entspannungsreicheStunden

ist hierKasparBezold verantwortlich.AusD kfür eine ehrliche Freundschaft.HerzlichstPeter Franz

Thül,NürnbergerNachrichten . . . imSinne des VorrednersHansUlrichSchwenkbier (dpa)

Auf den beide Folgeseiten trug sich in fröhlicherWanderverein ein, der sich ugs „Gruppe 67“ nannte.

Kap 20 JahrespäterwarHansWernerRichter übrigens privat noch einmal in derPulvermühle beim

WirtKasparBezold, ein späterer Eintrag insGästebuch bezeugt es.

kühl.E waenpbertärwirkenderAktionismus,dermitdemGruppenselbstverständniswenigzu tunhatte.

In e GegnerschaftgegendieDominanz sSpringerimperiumswarmansichwiederumeinigundbeschloss

ingroßerMehrheitdsenBoykott.Undabendswurdeausgelassengetanzt.BeimBeatles-Song

ALLYOU

NEED IS LOVE

erschien der „Ernst des Lebens“ wieder als das, was er auch im Rückblick bleibt,

nämlich „Th ter des Lebens“.EinWDR Filmstreifen „Das Bgräbnis der Gruppe 47“ war vorbereitet,

erwurde abr nicht gesendet.Das äußrst lebendige Treffen in derPulvermühle zeigte:

D S NDEDERGRUPPE47WARESNICHT.

ImOktobe 2017

kommnnoch einmal20ExautoendrGruppe47und einige jungeSchriftsteller/innen

inWischenfeld zu inemerfolgreichenLiteratuwochennde zusammen,umdas50jährigePulvermühlen-

Jubiläum zu feiern und umRichters Prophtie „In 50 Jahrenwird keinMenschmehr eineAhnung haben,

was dieGruppeWIRKLICHwar“ zuwiderlegen.

• Über50 der inst ber 300 Literaten, Kritiker, Verleger, Publizisten undGäste, die einst der berühmten

Einladungspostkarte gefolgtwarn, lebt da noch und haben ihre Fangemeinden.

• Han Werner& ToniRichter bleiben unvergessen. Liebe stirbt nicht.

•Und iele der Fragen ach Warhaftigkeit von Sprache, Minungsfreiheit und politisch-individueller

Verantwortng in derDemokratie sind heute so aktuellwie damals.

Nur inigewnigeder wa120 Teilehmer am Treffen1967 trugn sich insGästebuch derPulvermühle ein,

da heute mFränkisch Schweiz-Museum in Tüchrsfeld in eier Vitrine ausliegt.Hier der Entzifferungsversuch:

WERNOCH LLESDABEIWAR:

CarlAmery, FritzArnold,RudolfAugstein,WolfgangBächler, JürgenBecker (Preisträger),HansBender,

HorstBink PetrBichsl,HilleBaumgart,NicolasBorn,UweBrndner, TankredDorst,Christian Ferber, Erich Fried,Barbara Frischmuth,

LarsGustafsson,Pet Härtling,HelmutHeissenbüttel,GünterHerbuger, FruHildeheimer, JoachimKaiser,HellmuthKarasek, YaakKarsunke,

AlexanderKluge,Walte Kolbenhoff,MichalKrüger,Grgr Laschen,Siegfried Lenz,Reinhard Lettau,Renate vonMangoldt,AdriaanMorrien,

HelgaM.Novak,KlausPiper, ElisbethPlessen,Rente asp,Marcl eich-Ranicki,KlausRainerRöhl,KlausRöhler,PeterRühmkorf,

ErnstSchnabel,MrinaSchnurre,HansSchwab-Flisch, VgelisTsakiridis,SiegfriedUnseld,Guntram Vesper,Klaus&KatjaWagenbach,

MartinWalser,PeterWapnewski,Erich einert,PeterWeiss,GabrieleWohmann

…UNDDASWARENBEIWEITEMNICHTALLE.

WWW.GRUPPE

47

.DE

LAYOUT

www.fuerpfil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPintk,Patrick Ziegler& LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg

Karla Fohrbeck

WWW.GRUPPE

47

.DE

LINKS

DICHTER

DER

APO

SIND SIE ZU MILD

Gruppe

47

IllustratorMatthiasOse

1

MartinWalser –

2

WolfgangHildsheimer –

3

Intrige –

4

„Nur für dieKunst-Schreckgespenst“

5

Aalogie zum englische Aufstan derBaroegegenCromwell

6

Muse derHeldendichtung undGeschichtsschribung

DASPULVERMÜHLEN-

KOMPLOTTVON 1967*

vonCarlAmery (1922-2005)

Es saßen imPulvermühle-Saal

DieVerschwörer zu düstererStunde–

Sie fraßen ihreSeelenqual

Undmaßen ihrerRisigenZhl

In karg befunzelterRunde.

Sie spannenmit linkem Fraktionsgefül

Und sannen aufRvoluionen:

SirMartin

1

saß imRichter-Gestühl,

Si Wolfgang

2

saß imDichter-Gestühl

Zwcks rebellisch Resolutionen.

„Wir brauchen politischeRelevanz.

Wir haben sie viel zuwenig!

Wegmit dem l’art pour l’art-Popanz

4

!“

Das griff, letzten Ends,nach dem Eichenkranz

VonHansWerner,demBürgerkönig ...

HansWerner,Hans!O spürst du es nicht?

Man schleift amCromwellschen

5

Beile!

Hat dich noch nicht erreicht dasGerücht,

Daß dir dieBarone gebrochen dieP icht?–

Eile,HasWerner– eile!

Da!Wusch! stehtweit die doppelteTür,

HansWerner steht auf derSchwelle!

„Macht doch Licht, ’s ist zu dunkel hier-“

Und - klacks - erstrahlt das ganzeQuartier

In neon-elektrischerHelle.

Di Wildn hatten dieBrük gequert

MitmegaphonenParolen:

Sie haten die Literatur gestört

Und,wie sich‘s 67 gehört,

DieSchau bei derPressegstohlen:

Herau,heraus, ihrDichtergezücht,

Aus euer Elfnbeintürmen!

„Parteilichkeit ist eute diePicht!“

Und außerdm,ds erwähntma nicht,

Gfragt auf den Fernsehchirmen.

Und so fand sich‘s dann amAbed derSchlacht,

Zu tiefgefühltrKbale

3

:

„Wir formen, formieren ieGegenmach!“

Somurrte essacht,so knurrt‘s in drNact

Im düsterenPulvermühl-Saale.

. . .

DerBürgerkönig schreitet heran

Zur usurpiertenTribüne:

„MachtPlatz,das ist dochmeinStuhl!“

Und dann

Entschärft sich stumm (wer kann,der kann!)

DiePulververschwörungs-Mine ...

So geschah‘s auf lieblicher fränkischerTrift,

Im lieblichenWiesent-Tale:

FrauKlio

6

schreibt‘smit stummemStift–

Denn sie schreibt [doch] nur,was sie betrifft:

DaswahrhaftMonumentale

MEINUNGSFREIHEIT&DEMOKRATIE

* ThePowderMillPlot of 1967

(Aus dem Englischen des 19. Jh. übertragen,Nov. 1987)

WAS RWARTETEN IESTUDENTENVONDEN „DICHTER-GREISEN“?

„In seinr Erklärung beont derSDS,dieGruppe 47 repräsntiere imBewusstsein derÖffentlichkeit

diewestdetsche litrarisch,kritische -immer noch - linke Intelligenz.Bei ihrerGründung habe die

Grppe die politische Fuktion der Literatur, zur Erhaltung und Festigung derDemokratie beizutragen,

anrkannt.Die elemntarstenBestandteile derDemokratie, freieÄußerung derMeinung und ihre

publizistischeVerbreitun,wüden aber heute in einem gewaltigenProzess derManipulation durch

dieBewusstseinsindustri untrworfen.DerSpriger-Konzrn sei eines dermächtigstenBollwerke

dieserManipulation.Die For rung der sozialistischenStudenten,dieseResolution bei derTagung

zu vrlese, lehnte derGruppenchef ab.DieGruppe komme nur aus literarischenGründen in der

Pulermühlezusammen.“

NordbayerischeNachrichten vom 6.Oktober 1967 (ro)

DIEANTI-SP INGER-RESOLUTIONDERGRUPPE47

WARABERSCHON INARBEIT

„DerSpringer-Konzern kotrolliert32,7Prozent aller deutschen Zeitungen und Zeitschriften.

Dauch ist die zuverlässige Information derÖffentlichkeit gefährdet.DieSchriftsteller derGruppe47 halten

dieseKonzntrationfür eine Einschränkung undVerltzung derMeinungsfreiheit und damit für eineGefährdung

drGrundlagen der parlamentarischenDemokratie inDeutschland.Wir haben daher beschlossen:

1.

Wirwerde in keier Zeitung odr Zeitschrift desSpringer-Konzernsmitarbeiten.

2.

Wir erwaten von unserenVerleger,daß sie für unsereBücher in keiner Zeitung oder Zeitschrift

desSpringer-Konzerns inserieren.

3.

Wir bittenalleSchriftstller,Pubizisten,Kritiker undWissenschaftler,dieKollegen imPEN und in den

deutschenAkademien, zu ü rprüfen,ob sie ein weitere Zusammenarbeitmit demSpringer-Konzern

noch verantworten können."

DieResolutionwurde von fst 80Autoren unterzeichnet,so vonHansWernerRichter,GünterGrass,

Reinhard Lettau,MartinWalser,Günter Eich, lfgangHildesheimer,TankredDorst,Wolfdietrich

S ureu.a. ...Noch imHerbst 1967 schreitet dasKartellamt gegen denSpringer-Konzern ein,

weil esd Medien undPressefreiheit bedroht sieht.

Anti-Springer-Aktionen undHappenings gab es auch beiBildendenKünstlern,

hier die „Bloom Zeitung“ zumBloomsday 1963 in derGalerie Loehr/Frankfurt

BazonBrock,Bernhard Jaeger&ThomasBayerle–

inmemory an James JoyceRomanUlysses

undden jährlichenBloomsday am16.Juni in Irland–

Original heute in derNationalGallery ofArt inWashington.

An rPulvermühlen-Holzbrücke,

„Bann-Mile“,übergebenMiglieder desSDS (SozialistischerDeutscherStudentenbund)

ausErlangenihre„Anti-Springr-Resolution“anHansWernerRichter

NordbayerischeNachrichten / Foto:UrsulaHelmholz

HEUTEGILTDIESEW CHSAM EITNICHTMEHRALS „LINKS“…

… denPressefreiheit,als „ViereGewalt“ und„Garat derDmokratie“,hat ganz of ziell einen hohen politischenStellenwert,

ist „nicht als gegeben hinzunehmen,so rn als ein immerwieder zu schützendesGut zu begreifen“

(Zitg i

lichs Forum Leipzig/StiftngHus derGeschichte derBundesrepublikDeutschland 2017)

DieAPO(AßrparlamentarischeOpposion),dievorwigend vo denUniversitäten ausging,wurd in de 1960er Jahrenmit derStudentenbewegung gleichgesetzt.

LAYOUT

www.fuerpfil.de

AUSSTELLUNGSKONZEPTION

©Karla Fohrbeck inKooperationmit

FrankPintk,Patrick Ziegler& LiteraturarchivSulzbach-Rosenberg