München Bayerische Akademie der Wissenschaften hielt feierliche Jahressitzung
Theorien in der naturwissenschaftlichen Forschung: Unter diesem Schwerpunktthema fand die Jahrfeier der Bayerischen Akademie der Wissenschaften statt. Daneben zeichnete die Akademie herausragende Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses in Bayern aus.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler eröffnete am Vormittag die feierliche Jahressitzung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit einem Grußwort. Er betonte: „Unsere Bayerische Akademie der Wissenschaften ist seit ihrer Gründung vor fast 260 Jahren eine entscheidende Beraterin und eine wertvolle Wegbegleiterin für Öffentlichkeit und Politik. Anspruchsvoll und aufgeschlossen nimmt sie sich zentralen Themen unserer Gesellschaft an. Ob mit ihren Instituten, in Ad-hoc-Arbeitskreisen oder Langzeitprojekten: Mit ihrer Expertise beteiligt sich die Bayerische Akademie der Wissenschaften entscheidend am Diskurs über aktuelle Fragen, die uns Menschen im Freistaat bewegen.“
Akademiepräsident Prof. Dr. Thomas O. Höllmann berichtete über die zentralen Ereignisse des Jahres 2018, unter anderem über den Start des Höchstleistungsrechners SuperMUC-NG am Leibniz-Rechenzentrum und die Eröffnung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (BIDT) als neues Akademie-Institut. In seiner Rede nahm Höllmann auch Bezug auf Max von Pettenkofer, der von 1890 bis 1899 das Präsidentenamt innehatte und dessen 200. Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wurde. Wie Pettenkofer betonte der Präsident, wie wichtig Investitionen in Wissenschaft und Forschung damals wie heute sind: „Glauben Sie mir, das Geld ist gut investiert! Diese Entscheidungen folgen einer Erkenntnis, die Max von Pettenkofer schon im ersten Jahr seiner Amtszeit festhielt. Danach kann nämlich ‚kein Geld nutzbringender fürs allgemeine beste angelegt werden, als das, was für wahre wissenschaftliche Forschung verwendet wird.‘“
Prof. Dr. Dieter Vollhardt zeigte in seinem Vortrag, welche Bedeutung Theorien in der naturwissenschaftlichen Forschung haben. Anders als im umgangssprachlichen Gebrauch, in dem eine Theorie nur eine Vermutung bezeichnet, umfasst der Begriff in den Naturwissenschaften ein auf gesicherten Daten basierendes logisches System, auf dessen Grundlagen sich häufig – vor allem in der Physik – sogar Vorhersagen treffen lassen. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist Einsteins Relativitätstheorie, die berücksichtigt werden muss, damit Navigationssysteme die korrekte Position von Fahrzeugen berechnen können. Im zweiten Teil seines Vortrags ging der Physiker auf die völlig unerwarteten Eigenschaften von Systemen mit vielen wechselwirkenden Bestandteilen, sogenannte Vielteilchensysteme, ein. Für deren Beschreibung und Erklärung sind ebenfalls Theorien nötig, wie Vollhardt am Beispiel der Supraleitung verdeutlichte, die u. a. den medizinischen Alltag revolutioniert hat: mit der MRT, die als bildgebendes Verfahren das Innere des menschlichen Körpers sichtbar macht.
Preise und Auszeichnungen 2018
Der Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling-Preis wurde 2018 zum Thema „Technik und Erkenntnisgewinn im Internet der Dinge“ vergeben. Er ging an Prof. Dr. Anja Feldmann (Max-Planck-Institut für Informatik, Saarbrücken) für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Informatik. Mit dem Schelling-Preis zeichnet die Akademie Spitzenforscher für herausragende Leistungen oder ihr Lebenswerk aus. Er ist mit 25.000 Euro dotiert und wird unter anderem von E.ON Bayern gestiftet.
Den zum ersten Mal verliehenen Karl-Heinz Hoffmann-Preis erhielt Prof. Dr. Andreas Fichtner (ETH Zürich) für seine herausragenden Forschungen im Bereich der numerischen Seismologie. Der Preis wird von der Lothar und Sigrid Rohde-Stiftung finanziert, zeichnet im jährlichen Wechsel Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Geistes- bzw. Naturwissenschaften aus und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Erwin Scheuchl aus Ergolding wurde für seine langjährige Forschung über Wildbienen mit dem Akademiepreis ausgezeichnet. Der Preis ehrt nebenberuflich erbrachte wissenschaftliche Leistungen, ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und wird aus Mitteln der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern finanziert.
Der Max Weber-Preis ging an PD Dr. Martin Kovacs (Universität Tübingen) für seine Forschungsergebnisse im Bereich der Spätantike. Der Preis wird für besondere Leistungen in den Geisteswissenschaften vergeben, ist mit 4.000 Euro dotiert und wird aus Mitteln der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern finanziert.
Der Arnold Sommerfeld-Preis, der besondere Leistungen in den Naturwissenschaften würdigt, wurde 2018 zweimal verliehen. Ausgezeichnet wurden Dr. Henry Dube (LMU München) für seine grundlegenden Arbeiten zur Lichtsteuerung molekularer Vorgänge sowie Dr. Hanna Engelke (LMU München) für ihre Forschungen im Bereich der medizinischen Biophysik. Der mit 4.000 Euro dotierte Preis wird von der Gesellschaft der Freunde der BAdW finanziert.
Der Akademiepreis der Karl Thiemig-Stiftung ging an Dr. Josine Schrickx für ihre ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit am „Thesaurus linguae Latinae“. Der Preis dient der Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Akademie und ist mit 3.000 Euro dotiert. Er wird aus Mitteln der Karl Thiemig-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in Bayern finanziert.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit fast 260 Jahren verpflichtet.
Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Mit dem Leibniz-Rechenzentrum und dem Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung betreibt die Akademie außerdem zwei international renommierte Institute auf dem Garchinger Forschungscampus. Dem gesellschaftlichen Wandel durch die Digitalisierung widmet sich das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (BIDT). Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg.
Weitere Informationen
Stand: 10. Dezember 2018 / Text: Pressemeldung 42/18 der BAdW / Foto: Stefan Obermeier / BAdW