Hochschulen TUM-Studierende stellen selbst entwickelte Lebensrettungsdrohne mit Defibrillator an Bord vor
Die studentische Forschungsinitiative „HORYZN“ der Technischen Universität München (TUM) hat eine Drohne präsentiert, die in Notfällen mit einem Herzstillstand einen Defibrillator schneller an den Einsatzort bringen soll als ein Rettungswagen. Gerade in unwegsamen und ländlichen Gebieten kann das KI-gesteuerte Fluggerät die Überlebenschance von Betroffenen deutlich erhöhen.
Wie können die kostbaren Minuten gewonnen werden, die besonders abseits von dicht besiedelten Gebieten bei einem Notfalleinsatz wegen eines Herzstillstands Leben retten können? Eine mögliche Antwort auf diese Frage stellte die internationale und interdisziplinäre Studierenden-Initiative „HORYZN“ im Beisein von Wissenschaftsminister Bernd Sibler Mitte Dezember vor: Eine autonom fliegende, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Lebensrettungsdrohne mit Defibrillator, also einem Elektroschockgeber für den Einsatz in der Ersten Hilfe, an Bord.
Die drei mal zwei Meter große, elektrisch betriebene Starrflügler-Drohne „Mission Pulse“ kann auch an Orte gelangen, die mit Krankenwagen schwer oder gar nicht zu erreichen sind. Sobald die Drohne an den Koordinaten des gemeldeten medizinischen Notfalls eintrifft, geht sie in Schwebeflug über und lässt an einem Seil einen Defibrillator herunter. Dieser kann auch von medizinischen Laien einfach bedient werden und die Überlebenschance der betroffenen Person deutlich erhöhen.
Sibler: "Paradebeispiel dafür, was Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler leisten können"
Wissenschaftsminister Sibler betonte: „Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, was junge kreative Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler leisten können. Ich bin wirklich beeindruckt vom Engagement der Initiative ‚HORYZN‘. Mit seiner zukunftsweisenden und engagierten Arbeit zeigt das Team einmal mehr, wie innovative Technologien den Menschen helfen, ja gar Leben retten können. Dass diese erfolgreiche Initiative an der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie der Technischen Universität München entstanden ist, freut mich besonders. Denn den Aufbau dieser jüngsten TUM-Fakultät unterstützen wir gezielt im Rahmen unserer milliardenschweren Technologie- und Innovationsoffensive Hightech Agenda Bayern und des Beschleunigungsprogramms Hightech Agenda Plus.“
Die technischen Funktionen der Drohne demonstrierte das HORYZN-Team bei einer Flugvorführung in Ottobrunn. Gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz wurde ein Einsatz simuliert und dabei der Prototyp in Anwesenheit von Sibler und TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann vorgestellt.
Herzstillstand ist häufiger medizinischer Notfall
Laut Informationen der TUM erleiden allein in Deutschland jährlich rund 75.000 Personen einen Herzstillstand, von denen nur circa 11 Prozent diesen überleben. Die Anfahrtsdauer für Krankenwagen im ländlichen Raum liege bei neun bis 15 Minuten, falls sie überhaupt bis zum Einsatzort vorstoßen können. Die Lebensrettungsdrohne mit ihrer Fluggeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde soll in vier bis fünf Minuten am Einsatzort eintreffen – unabhängig von der Straßeninfrastruktur vor Ort.
In 2022 will das HORYZN-Team die nötigen Zertifizierungen der deutschen und europäischen Luftfahrtbehörden bekommen. In der Endausbaustufe könnten hunderte solcher Drohnen in ländlichen Gebieten stationiert und über zentrale Kontrollzentren aus der Ferne gesteuert werden. Die Alarmierung soll über die jeweiligen Rettungsleitstellen erfolgen. Die Drohne könnte damit das bestehende Rettungsnetz sinnvoll ergänzen.
TUM-Präsident Hofmann sagte: „Ich bin immer wieder begeistert, wie sich unsere Studierenden in ihrer Freizeit zu interdisziplinären Teams zusammenfinden und gemeinsam an technologischen Entwicklungen zum Nutze der Menschen arbeiten.“
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Stand: 17. Dezember 2021 / Bildnachweis: Drohne: Andreas Heddergott/TUM)